20 Jahre Internationaler Waldkunstpfad: Am Böllenfalltor präsentieren vom 3. September bis 23. Oktober 23 Künstlerinnen und Künstler ihre Gedanken zum Jahresmotto Kunst Natur Wandel – Bereits ab 15. August kann man ihnen bei der Arbeit zuschauen

Darmstadt, 4. August 2022. Waldkunst-Kuratorin Ute Ritschel verkündete es dieser Tage per WhatsApp: Das erste Kunstwerk ist schon fertig! Auf den Fotos sind zersägte Baumstämme zu erkennen, jeder Abschnitt etwa einen Meter lang, mit einem stabilen Metallgriff versehen. Man ist aufgefordert, sich aus dem lose aufeinander geschichteten Holzstapel zu bedienen und das gewählte Teil ein Stück mit sich herumzutragen, um es an anderer Stelle wieder abzusetzen. So verwirklicht sich Thomas Neumaiers Idee vom reisenden Wald.

Volles Programm

Travelling Forest nennt der 74-jährige Münchner, der in Ingolstadt und Berlin lebt und auf zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland zurückblicken kann, seine Installation. Sie ist eines von insgesamt 31 neuen Kunstwerken im Forst am Böllenfalltor, wo am 3. September im Kreis der 23 teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler der Startschuss zum 11. Internationalen Waldkunstpfad fällt. Sieben Wochen lang, wird den Waldbesuchern bis zum 23. Oktober sodann allerhand geboten: Samstags und sonntags können sie um 15 Uhr eine der öffentlichen Führungen (8 Euro) buchen und sich die Exponate fachkundig erklären lassen. Aktionen der Künstlerinnen und Künstler beleben die Szene, Spezialvorträge gehen einzelnen Themen auf den Grund. Mit dem Stück Kleine Hexen, große Pläne erfreut das Theater Lakritz den Nachwuchs am 4., 10., 11., 17. und 18. September, und regelmäßig sonntags laden die Waldkunstpädagoginnen von 14 bis 17 Uhr Familien zum Werkeln mit Waldmaterial am Kinderbauwagen ein. Wer sich ausruhen möchte, ist am Infostand bei Kaffee und Gebäck an den Wochenenden zwischen 14 und 18 Uhr gut aufgehoben, hier gibt es auch leckeren Waldkunst-Honig und andere Sachen zu kaufen. Letztes Highlight ist am 22. Oktober eine Baumpflanzaktion, bei der des legendären Installationskünstlers Joseph Beuys gedacht wird.

Wie es begann

In diesem Jahr feiert der Waldkunstpfad unter der Schirmherrschaft von Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch sein 20-jähriges Bestehen. Im Jahr 2002 hatte die Kulturanthropologin Ute Ritschel ihr Privatgarten-Kunstprojekt Vogelfrei gerade zum vierten Mal durchgeführt, als sich auf der Ludwigshöhe ein Treffen mit dem Künstler Joachim Kuhlmann und den Förstern Dr. Arnulf Rosenstock und Peter Fischer ergab, bei dem über Zukunftsfragen nachgedacht wurde. Bald darauf wurde der Verein für Internationale Waldkunst e. V. als Trägerverein gegründet, und die ersten Kunstobjekte, die dort niemand erwartete, überraschten die Waldbesucher.

Seither wiederholte sich das Angebot zuverlässig alle zwei Jahre, jedes Mal unter einem anderen Motto. Recherche hieß es im Startjahr, später Expeditionen (2004), Freiheit und Wildnis (2010) oder Realität und Romantik (2012). Zum runden Geburtstag machte Kunst Natur Wandel das Rennen – ein programmatisches Motto, dessen Betonung vor allem auf dem letzten Wort liegt. Aktuell stehen wir vor verschiedenen Veränderungsprozessen, sagt Ute Ritschel und denkt dabei an den gesellschaftlichen Wandel, die digitale Transformation und ganz besonders den Klimawandel mit seinen Veränderungen, die er auch in den Wäldern hervorruft. Wie Künstler auf diese Herausforderungen reagieren und welche Denkanstöße sie den Betrachtern vermitteln, zeigt sich auf der 2,6 Kilometer langen Kunstmeile.

Neu: der Digitale Wald

Auch der Waldkunstpfad wandelt sich und reagiert mit immer wieder neuen Ideen auf die ständigen Veränderungsprozesse. Dieses Jahr nutzt er die Fortschritte in der Datenverarbeitung. Erstmals stellt er dem analogen Walderlebnis den Digitalen Wald zur Seite. 12 Künstlerinnen und Künstler haben mit den modernen Technologien experimentiert. Einer von ihnen, Lukas Einsele, Kopf des Vereins Kultur einer Digitalstadt e. V., streunte durch den Wald und zeichnete die Umgebung mit einem mobilen Laserscanner auf, verband die verdichteten Ergebnisse mit Recherchematerial und stellte poetische Verbindungen her zu den großen Themen Krieg, Liebe, Wildnis und Zivilisation.

Das Ergebnis ist – wie auch die Produkte der anderen Digitalkünstler – in einer begleitenden Ausstellung in der Schader-Stiftung (Goethestraße 1) zu sehen, die am 21. September beginnt, freitags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet ist und an den Freitagen um 17 Uhr zu Führungen einlädt. Im Forum der Stiftung findet zudem am 2. September von 10 bis 16 Uhr die 9. Internationale Waldkunstkonferenz mit Impulsvorträgen, Poster-Session und Dialog-Café statt. Ein weiterer Austragungsort der diesjährigen Biennale ist das Unesco Weltnaturerbe Grube Messel, wo Moritz Dornauf und Thomas May ab 15. September ihre Werke präsentieren.

Alle fünf Kontinente sind vertreten

Seinem internationalen Anspruch wird der weltweit in der Nature Art Szene geschätzte Waldkunstpfad auch in diesem Jahr gerecht. Aus zwölf Ländern – Kanada, Finnland, Australien, Taiwan, Korea, Mexiko, Namibia, Portugal, Kolumbien, USA, Slowenien und allen Teilen Deutschlands – reisen die Künstlerinnen und Künstler an: Ernest Daetwyler, Moritz Dornauf, Jan Gerling, Helina Hukkataival, Sally Kidall, Lee Kuei-Chih, Thomas May, Thomas Neumaier, Kim Rathnau, Ri Eung Woo, Lua Rivera, Imke Rust, Nina Bendzko, Lukas Einsele, Regina Frank, Arne Gieshoff, Rita Leppiniemi, Jens J. Meyer, Alvaro Rodriguez, das Duo Laurie Beth Clark/Michael Peterson, Susy Sureck und Valerie Wolf Gang verbindet zumeist internationale Erfahrung durch Einzel- und Gruppenausstellungen in vielen Ländern.

Aus dem Rahmen fällt eine Projektgruppe der Hochschule Darmstadt, SEM Lab h_da, die den Goetheteich mit einem Hör-Weg bespielt. In sieben Meditationen erfahren die Besucherinnen und Besucher die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine am Beispiel einer jungen Frau, die mit ihrem Kind geflüchtet ist und ihren Geliebten zurücklassen musste. Akustische Mixed Reality-Arbeit nennen die Studierenden unter der Leitung von Professor Sabine Breitsameter ihr Werk und gaben ihm den Titel Tomorrow I’m alive. Interessierten wird empfohlen, Smartphone und Kopfhörer mitzubringen.

Gute Wünsche für die Bäume

Überhaupt machen die Titel der Exponate neugierig. Ich bin deine Vergangenheit heißt es hier, Never confuse movement with action dort, der kolumbianische Teilnehmer bietet A Breath at The Edge Of Future, der Kanadier "High Up in the Air or Out at Sea, aus Deutschland kommt der Beitrag Jellyfish Invasion. Künstlerische Impulse liefert mehreren Teilnehmenden die Beschäftigung mit Bäumen. Thematisiert wird deren Bedeutung für das menschliche Leben sowie in der Kunst und in ihrer Schutz- und Erholungsfunktion. Die Finnin Helina Hukkataival hängt kleine Figuren in die Bäume, die als Puppen, Gnome oder Feenwesen betrachtet werden können und dem Wald gute Wünsche übermitteln.

Ungewöhnliche Konzerterlebnisse

Dass auch Musik etwas zur Waldkunst beitragen kann, wurde in der Vergangenheit bereits durch Auftritte der Projektgruppe Jetztmusik! bewiesen. Die Gruppe befasst sich mit der Verschmelzung traditioneller und zeitgenössischer Musik zu einem neuartigen Konzerterlebnis. In diesem Jahr heißt ihr Programmbeitrag Cantus Natura, und es geht vokal und instrumental um die Stimme der Natur im Wandel der Jahrhunderte: am 11., 18. und 25. September ab 18 Uhr.

Symposium im Vorlauf

Doch bereits vor dem Start rollt der Waldkunstverein der Biennale mit einem Symposium den roten Teppich aus. Mitte des Monats reisen die Künstlerinnen und Künstler an, am 15. August beginnen sie mit der Arbeit an ihren Werken. Man kann ihnen dabei im Wald direkt und im Internationalen Waldkunstzentrum IWZ in der Ludwigshöhstraße 137 zuschauen, und es gibt am 30. August sogar eine Spezialführung, die unter dem Titel work in process Einblicke in das Schaffen der Teilnehmenden gewährt. Mehr über die Teilnehmenden erfährt man bei den Mittwochsforen Künstler im Gespräch am 17., 24. und 31. August jeweils ab 20 Uhr im IWZ.

Regina Franks Alltagshandlungen

Integriert in das Symposium ist der 16. Kunst-TREFFpunkt mit der in Portugal lebenden deutschen Installationskünstlerin Regina Frank. Sie hat bereits beim Waldkunstpfad 2020 mit ihrer außergewöhnlichen Mother-Mandala-Installation für rege Presse gesorgt, und auch diesmal geht es ihr in Medi Dating um Textiles in Verbindung mit Text und Technik, ihrem Erfolgskonzept, das Ausstellungsorte in Europa, den USA und in Asien auf sie aufmerksam werden ließ. Am 19. und 20. August jeweils von 15 bis 18 Uhr und am 21. August von 11 bis 14 Uhr lädt sie Waldbesucher am Kinderbauwagen zum Mitmachen ein. Alltagshandlungen werden aus ungewöhnlicher Perspektive betrachtet.

Unterstützung ist nötig

Neben den 31 neuen Exponaten sind auf dem Waldkunstpfad 35 weitere Kunstwerke aus früheren Ausstellungen zu sehen. Dazu gehört auch das legendäre Wald-U-Boot, das aus dem Sand wie aus Wasser aufzutauchen scheint. Alle kleinen Waldbesucher lieben es, turnen darauf herum und klettern in den Ausguck, um sich die Welt aus der Vogelperspektive anzuschauen. Geldspenden vornehmlich privater Unterstützer ermöglichten den Nachbau des in die Jahre gekommenen Erstlings, der aus Sicherheitsgründen entfernt werden musste. Überhaupt: Ohne die vielen Spender und Sponsoren gäbe es den Waldkunstpfad nicht. Die Liste der institutionellen und privatwirtschaftlichen Unterstützer ist lang. Der Verein für Internationale Waldkunst bedankt sich bei

Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Wissenschaftsstadt Darmstadt, Aventis Foundation, Merck, ENTEGA-Stiftung, Jubiläumsstiftung der Sparkasse Darmstadt, Sparkasse Darmstadt, Merck’sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft, HEAG Kulturfreunde Darmstadt, Kultursommer Südhessen e. V., Alnatura, Inner Wheel Darmstadt, Canada Council fort the Arts und Ontario Arts Council

sowie

EfD Ehrenamt für Darmstadt, Druckerei Reinheimer, Mr. Petters by Whiskykoch, Bäckerei Breithaupt, Troubleshooter, Y-PR Public Relations, Hans Peter Wollmann

Statistik

Seit Bestehen des Waldkunstpfades zeigten 200 Künstlerinnen und Künstler aus 37 Ländern 308 Kunstwerke. 19 BankArt-Projekte entstanden, 20 Gastkünstler residierten im Internationalen Waldkunstzentrum.

Internationale Projekte

2007 Waldkunstpfad Native/Invasive, Wisconsin

2010/11 Poetic Forest 1&2, Mount Lushan/China

2015 Waldkunstpfad Flowing Inspiration” in Chengdu/China

2022 Waldkunstpark St. Corona bei Wien

2013 Mitwirkung an der Gründung des weltweiten Nature Art Curator-Netzwerks

2017, 2019 und 2021 gemeinsam mit Yatoo (Süd Korea) Global Nomadic Art Project GNAP

2019 in Kooperation mit Waldkunst 1. Abidjan Green Art Biennale (AGA) an der Côte d’Ivoire

Oktober 2021 Kooperation mit Geoparks Bergstraße-Odenwald und Lesbos Waldkunstworkshop für Kinder und Erwachsene auf der Insel Lesbos

Medienkontakt

Verein für Internationale Waldkunst e. V.
Ute Ritschel, Kuratorin
Internationales Waldkunst-Zentrum (IWZ)
Ludwigshöhstraße 137, 64285 Darmstadt
Tel. 06151 7899537 oder 714612
E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web www.waldkunst.com

 

Y-PR GmbH Public Relations
Claudia Ehry
Alkmaarstraße 31
64297 Darmstadt
Tel. 06151 101 25 01
Tel. mobil 0175 249 72 56
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Web www.y-pr.de