Ernste Worte zur Eröffnung des elften Internationalen Waldkunstpfades am Böllenfalltor, aber auch Zuversicht – Alles verändert sich gerade – Bis 23. Oktober präsentieren 23 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke zum Jahresmotto Kunst Natur Wandel – 20 Jahre Kunst im Wald

Darmstadt, 3. September 2022. Kurzentschlossen eröffnete der Erste Vorsitzende des Vereins für Internationale Waldkunst, Dr. Peter Schüler, den elften Internationalen Waldkunstpfad am heutigen Samstag, 3. September, nicht, wie geplant, an Fredie Beckmans drei Vogelhäusern, sondern am Platz vor dem Infozelt. Hier seien die Folgen des Klimawandels besonders deutlich zu erkennen, sagte Schüler. Aus Sicherheitsgründen musste die Forstverwaltung viele Bäume fällen. Die Klage über den derzeit wenig attraktiven Anblick zog sich denn auch durch alle Reden. Der dunkle Wald wurde vermisst und auch die in Liedern und Gedichten verherrlichte Romantik.

Doch nicht nur der Wald verändert sich. Krieg, Pandemie, digitale Transformation und neue gesellschaftliche Strukturen stellen die Menschen vor große Herausforderungen, machte die erkrankte Kuratorin Ute Ritschel in einem schriftlichen Grußwort deutlich. Umso mehr sei es notwendig, die Sinne für die Veränderungen zu schärfen. Das diesjährige Motto der Freiluftausstellung Kunst Natur Wandel schafft die Voraussetzung dafür.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, einem wichtigen Förderer der Biennale, wurde sich der Bedeutung der Waldkunst vor zwei Jahren besonders bewusst. Mitten in der Pandemie, als öffentlich nur wenig möglich war, konnten die Menschen im Wald Kunst genießen. Karin Wolff: Das war für die Seele der Menschen unglaublich wichtig. Auch in diesem Jahr gebe es wieder wunderbare Kunstwerke zu sehen, sagte sie und empfahl den rund hundert Gästen, einen ganz persönlichen Zugang zu den Exponaten zu finden.

Auch Stadträtin Iris Behr, die die Grüße des verhinderten Schirmherrn, Oberbürgermeister Jochen Partsch, überbrachte, beklagte den Umbau des Waldes und lobte die hohe Qualität der Kunstwerke. Forstamtsleiter Hartmut Müller sprach von einem Wandel in der Waldbewirtschaftung. Es gelte, den Gesamtnutzen des Waldes für die Gesellschaft zu optimieren. Sinnhaft müsse gehandelt werden. Deshalb sei für die Waldkunst am Böllenfalltor, der fünf Kristallisationsorte zugewiesen wurden, ein Kompromiss gefunden worden. Er persönlich hat sich die Kunstwerke bei einem Hundespaziergang zwei Tage zuvor angesehen und kam zu dem Schluss: Mir gefällt's.

Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Unesco Global Geoparks Bergstraße-Odenwald, gratulierte zum 20-jährigen Bestehen des Waldkunstpfades. Sie kam 2006 im Rahmen einer Künstler-Experten-Runde zum damaligen Jahresmotto Laboratorium dazu und war spontan begeistert. Waldkunst findet sie wichtig, weil sie dazu anrege, sich über das Verhältnis Mensch-Natur Gedanken zu machen. Das sei dringend notwendig, meinte die Geologin mahnend, denn die Menschheit sei bildlich gesprochen gerade dabei, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzt. Der Wandel verschlingt uns, wenn wir nicht mit allen Kräften gegensteuern, warnte sie eindringlich. Den Waldkunstverein lobte sie als tollen Partner, der weit in die Welt hinausstrahle.

Peter Schüler machte auf die diesjährige Neuerung des Waldkunstpfades aufmerksam, den digitalen Wald. Sowohl im Wald als auch ab 21. September in der Schader-Stiftung erleben Besucher die Waldkunst durch an den Kunstwerken angebrachte QR-Codes und eine Cloud virtuell angereichert und dreidimensional. Die Eindrücke können Sie sogar als App speichern und zu Hause auf Ihrem Handy anschauen, machte er neugierig und empfahl auch einen Abstecher zum Goetheteich, wo Studierende der Hochschule Darmstadt einen Hörweg angelegt haben, auf dem die Fluchtgeschichte einer Ukrainerin erzählt wird.

Ohnehin sei die Vielfalt der Jubiläumsausstellung bemerkenswert, holte Peter Schüler aus. Umrahmt werden die Kunstwerke musikalisch durch drei Konzerte der Gruppe Jetztmusik!, sieben Aufführungen des Kinderstücks Kleine Hexen, große Pläne und sonntägliche Familienangebote am Kinderbauwagen. Krönender Abschluss ist die Pflanzung einer Eiche zu Ehren des Künstlers Joseph Beuys. Eine Basaltstele erinnert an sein Kunstwerk auf der documenta 7 in Kassel, das damals unter dem Thema Stadtverwaldung für Gesprächsstoff sorgte.

Einen Extraapplaus bekamen die Mitwirkenden Florian Huber, der von Anfang an dabei ist, Kim Rathnau und Sebastian Weissgerber für die technische Leitung des Events. Eingangs hatten Peter Schüler und der Gründungsvorsitzende des Vereins, Dr. Gotthard Scholz-Curtius, auf die Anfänge und den ersten Waldkunstpfad 2002 zurückgeblickt. Die Idee entstand an einem Neujahrstag. Zunächst sei nicht an eine Ausstellung gedacht worden, nur daran, etwas im Wald zu machen. Nach der notwendigen Vereinsgründung konnte der erste Waldkunstpfad unter dem Motto Recherche realisiert werden. Als besondere Herausforderung nannte Scholz-Curtius die Finanzierung des Projektes. Das für ihn schönste Erlebnis war in den zwölf Jahren, die er das Amt innehatte, die Eröffnung, wenn alles fertig war und gezeigt werden konnte.

Auf dem elften Internationalen Waldkunstpfad am Böllenfalltor und ab 21. September in der Schader-Stiftung präsentieren 23 Künstlerinnen und Künstler 15 analoge und 14 digitale Werke. Zwei weitere Arbeiten sind ab 15. September auf dem Freigelände der Grube Messel zu sehen. Samstags und sonntags um 15 Uhr werden am Infostand öffentliche Führungen zum Preis von acht Euro angeboten.

Infos: www.waldkunst.com.

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